Geschichte des Instituts

Ein kurzer Abriss der Entwicklung des Instituts. Autor: Wolfgang Elbert

Die Jahre in Berlin

Das im Dezember 1911 gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie nahm am 23. Oktober 1912 seine Arbeit auf. Gründungsdirektor war Ernst Beckmann (1853-1923), der zugleich die Abteilung für Anorganische und physikalische Chemie leitete. Die Abteilung für Organische Chemie leitete Richard Willstätter (1872-1942), der 1915 für seine Arbeiten über Pflanzenfarbstoffe den Nobelpreis für Chemie erhielt.

Die Arbeiten von Otto Hahn (1879-1968), Lise Meitner (1878-1968), Fritz Straßmann (1902-1980) und Otto Frisch (1904-1979) führten im Winter 1938/1939 zum chemischen Nachweis und zur physikalischen Aufklärung der Kernspaltung. Otto Hahn war Direktor des Instituts von 1928 bis 1946. Er erhielt 1946 in Stockholm den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1944.


Umzug auf die schwäbische Alb

Im Kriegsjahr 1944 wurde das Institutsgebäude bei Luftangriffen schwer beschädigt. Dabei unzerstört gebliebenes Inventar wurde daraufhin in einer stillgelegten Textilfabrik in Tailfingen/Württemberg (heute Albstadt) untergebracht. Dort wurden die in Berlin begonnenen Arbeiten provisorisch fortgeführt. Das Buch "Den Teufel holt keiner" von Volker Lässing beschreibt sehr anschaulich und historisch präzise die Jahre des KWIs in Tailfingen.


Die Jahre in Mainz

Bereits im Jahr 1946 begann auf dem Gelände der ehemaligen Flakkaserne in Bretzenheim, in unmittelbarer Nachbarschaft zur ebenfalls neu entstehenden Universität, geleitet von Fritz Straßmann, der Aufbau eines neuen Instituts. Vorhandene Gebäude wurden repariert und umgebaut, und zum Teil entstanden erste Neubauten. Aber erst 1949 waren die Arbeiten soweit fortgeschritten, daß der Umzug von Tailfingen nach Mainz durchgeführt werden konnte.




In der Zwischenzeit (1948) war in der amerikanischen und britischen Besatzungszone aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), mit Otto Hahn als erstem Präsidenten, hervorgegangen. Die ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institute, die sich in der französischen Zone befanden, also auch das Mainzer Institut, wurden 1949 der MPG angegliedert und umbenannt. Das Max-Planck-Institut (MPI) für Chemie in Mainz, mit damals 53 Beschäftigten, war entstanden. (Heute sind ca. 150 Mitarbeiter angestellt, und weitere 100 Stipendiaten und Gäste halten sich am Institut für begrenzte Zeit auf.)

Die feierliche Einweihung des Instituts erfolgte nach weiterer mehrjähriger Bau- tätigkeit am 9. Juli 1956. Das Institut erhielt den zusätzlichen Namen "Otto-Hahn-Institut". Eine bauliche Erweiterung erfolgte im Jahr 1961 mit dem Neubau für die Abteilung Kernphysik, der dann aber bereits 1985 einem größeren Gebäude (Abteilung Chemie der Atmosphäre) weichen mußte.

Zum Aufbau der Mainzer Universität siehe auch hier.


2012: Umzug in ein neues Gebäude

Nach zwei jähriger Bauzeit zog das Institut Anfang 2012 in den Neubau um, der am westlichen Rand des Universitätscampus und in direkter Nachbarschaft zum Max-Planck-Institut für Polymerforschung liegt. Nötig geworden war der Umzug, weil die alten Räumlichkeiten nicht mehr in wirtschaftlicher Weise hätten saniert werden können. Mit dem neuen Gebäude wurde auch gleichzeitig Platz für eine neue Abteilung geschaffen. Im Oktober 2012 nahm die Abteilung „Multiphasenchemie“ unter der Leitung von Ulrich Pöschl ihre Arbeit auf.

In dasselbe Jahr fiel auch der 100. Geburtstag des Max-Planck-Instituts für Chemie, der mit einer Reihe von Festveranstaltungen gefeiert wurde. Neben einem Wissenschaftshistorischen Kolloquium, einem offiziellen Festakt sowie einem Tag der offenen Tür entstand auch die Ausstellung „Meilensteine“. In ihr wurden schlaglichtartig die wichtigsten Stationen aus 100 Jahren Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Institut für Chemie zusammengetragen. Bilder und Texte zu den einzelnen Stationen finden Sie hier.


100-Jahre Kaiser-Wilhelm/Max-Planck-Institut für Chemie

Das Mainzer Institut feierte am 23.10.2012 sein 100-jähriges Bestehen, denn am 23. Oktober 1912 eröffnete das Vorläuferinstitut, das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, in Berlin seine Türen. Noch zum Ende des zweiten Weltkriegs verließen die Forscher den Gründungsort und zogen unter ihrem damaligen Direktor Otto Hahn provisorisch auf die Schwäbische Alb. 1949 wurde das Institut für Chemie dann in die Max-Planck-Gesellschaft integriert und fand in Mainz seinen neuen Standort.

Die Forschungsthemen der Chemiker waren in den 100 Jahren mindestens so vielfältig wie ihre Forschungsstätten: Der Untersuchung von Pflanzenfarbstoffen durch Nobelpreisträger Richard Willstätter folgte 1938/39 die Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn, Lise Meitner und Fritz Strassmann für die Hahn 1945 den Nobelpreis bekam. In den 1960er Jahren stand das Institut durch seine Mondforschung im öffentlichen Rampenlicht. Und in den 1980er Jahren festigte der Nobelpreisträger Paul Crutzen mit dem Thema Ozonabbau die Atmosphärenchemie als Forschungsrichtung.

Heute beschäftigt sich das Mainzer Institut primär mit den chemischen Wechselwirkungen zwischen Erde und Atmosphäre. Aus Anlass des Jubiläums fand am 22.10. das wissenschaftliche „Symposium Earth system chemistry: Future perspectives“ statt.

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