Prof. Dr. Drs. h.c. Paul J. Crutzen

Nobelpreis für Chemie in 1995

Paul J. Crutzen (1933-2021) wurde 1980 als Nachfolger von Christian Junge Direktor der Abteilung Chemie der Atmosphäre. Mithilfe von Laborversuchen erforschte Paul Crutzens Abteilung die Absorption von Ultraviolett- und Infrarotstrahlung durch atmosphärische Spurenstoffe sowie die Geschwindigkeit mit der Stoffe in der Atmosphäre reagieren. Des Weiteren simulierten sie im Labor Prozesse, die an stratosphärischen Partikeln ablaufen, um so die Entstehung des arktischen und antarktischen Ozonloches besser verstehen zu können. Die Abteilung sammelte weltweit Luftproben, um die darin enthaltenen Spurenstoffe zu analysieren. Anschließend flossen die daraus gewonnenen Daten in mathematische Modelle ein, die wiederum zur Beschreibung meteorologischer, klimatischer und chemischer Vorgänge entwickelt worden waren. Mit ihrer Hilfe wurden beispielsweise die möglichen klimatischen Folgen eines nuklearen Krieges oder der Einfluss der menschlichen Aktivitäten auf Ozon und Klima abgeschätzt. 1995 erhielt Paul J. Crutzen zusammen mit Mario J. Molina und Frank S. Rowland den Nobelpreis für Chemie.

Die Rolle der Stickoxide in der Atmosphäre

Crutzen erforschte bereits in den 1970er Jahren die Rolle der Stickoxide in der Atmosphäre und wies ihre Fähigkeit nach, Ozon abzubauen und Sauerstoff zu spalten. 1986 erklärte er, dass halogenierte Kohlenwasserstoffe (FCKW) für das Ozonloch in der winterlichen Stratosphäre über dem Südpol verantwortlich sind: In großen Höhen wirken die aus ihnen durch UV-Strahlung freigesetzten Radikale als Katalysatoren, die den Abbau von Ozon extrem beschleunigen. In der unteren Stratosphäre sorgen im Polarfrühling die polaren Stratosphärenwolken für die Freisetzung der ozonzerstörenden Chlorradikale. 

Für diese richtungsweisenden Erkenntnisse wurde ihm zusammen mit Mario J. Molina und Frank Sherwood Rowland, 1995 der Nobelpreis für Chemie verliehen. Die Entdeckungen der Wissenschaftler führen zu einem weltweiten Verbot von FCKW und zu der neuen Erkenntnis, dass der Mensch das Erdsystem zerstören kann. Paul Crutzen erstellte zudem Szenarien zum Nuklearen Winter, also der Verdunklung und Abkühlung der Erdatmosphäre als Folge von zahlreichen Atombombenexplosionen. Des Weiteren prägt er den Begriff „Anthropozän“ für das jetzige Erdzeitalter.

Paul J. Crutzen trat 2000 in den Ruhestand.

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