Max-Planck-Chemiker in neuem Gebäude

Rundgang mit Wissenschaftsministerin Doris Ahnen im Neubau des Max-Planck-Instituts für Chemie

9. Mai 2012
„Moderne Forschung setzt voraus, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Ideen und Erfahrungen jederzeit austauschen können. Die offene Architektur des neuen Gebäudekomplexes macht dies möglich. Mehr noch: Ich bin angesichts dieses wirklich attraktiven Neubaus auch sicher, dass sie sich hier wohlfühlen werden.“ Dies betonte die rheinland-pfälzische Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Doris Ahnen, während des Besuchs des neuen Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. Das Gebäude vereint alle Abteilungen und wissenschaftlichen Gruppen unter einem Dach, die zuvor getrennt untergebracht waren. So entstand in gut zwei Jahren ein neues kommunikatives Forschungsinstitut, in dem die Chemie der Erde und der Atmosphäre erforscht wird.

Seit Januar 2012 arbeiten und forschen die Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Chemie in dem baufrischen Gebäude am Hahn-Meitner-Weg im Nordwesten des Mainzer Universitätsgeländes. Die alten Labore und Arbeitsräume wurden bereits geräumt übergeben. Heute präsentierten die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin und der geschäftsführende Direktor Professor Jos Lelieveld der Presse nun das neue Forschungsinstitut. „Das neue Gebäude bietet eine hervorragende Infrastruktur für unsere Forschung. Es ist eine Freude, hier zu arbeiten – und das hoffentlich für die nächsten 100 Jahre“, sagte Jos Lelieveld und spielte damit auf das 100-jährige Bestehen des Instituts an, das im Oktober 1912 als Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie eröffnet wurde.

Als weiteren Meilenstein in einer Spitzenforschungsgeschichte bezeichnete Ministerin Doris Ahnen den Umzug des Max-Planck-Instituts in die neue Wirkungsstätte. „Die Tatsache, dass das Institut mit Richard Willstätter, Otto Hahn und Paul Crutzen drei Nobelpreisträger hervorgebracht hat, beweist sein Weltklasseniveau“, so Ahnen. Auch von der Architektur zeigte sich die Wissenschaftsministerin beeindruckt. So mache der prägnante Turm des Chemieneubaus schon von der Autobahn aus auf die Wissenschaftsstadt Mainz aufmerksam.

Durchdachtes Gestaltungskonzept

Geplant und gestaltet wurde der Neubau vom Architekturbüro Fritsch und Tschaidse aus München. Inspiriert von den Forschungsschwerpunkten des Max-Planck-Instituts für Chemie, die sich vom Erdinneren über die Erdoberfläche und die Atmosphäre bis hin zu den Planeten unseres Sonnensystems erstrecken, gestalteten die Architekten eine ansprechende Außenfassade. Erdfarbene Keramikplatten liegen wie Gesteinsschichten übereinander, unterbrochen von farbigen Glasplatten, die Einschlüsse aus Wasser oder anderen Gesteinsschichten symbolisieren.

Das 44 Mio. Euro teure Gebäude, an dessen Baukosten sich das Land Rheinland-Pfalz mit gut elf Millionen Euro beteiligt hat, bietet Platz für etwa 270 Beschäftigte. Untergebracht werden vier praktisch arbeitende Forschungsabteilungen mit Labors und eine theoretisch arbeitende Abteilung. Der Neubau war notwendig geworden, da es nicht möglich war, die sechs alten Bauten, zu denen teilweise noch Kasernen gehörten, wirtschaftlich für den Forschungsbetrieb zu sanieren bzw. zu renovieren.

Labore für besondere Anforderungen

Der Neubau bietet den Abteilungen nun flexible Labore, die den jeweiligen Anforderungen angepasst sind. So sind in den Räumen der Partikelchemie Aufstellflächen für empfindliche Geräte mit schwingungsentkoppelten Fundamenten entstanden. Für die Abteilung Biogeochemie wurde ein etwa 90 Quadratmeter großer Chemie-Reinraum installiert, in dem extrem sensible Messinstrumente stehen, um Luftpartikel zu untersuchen. Ebenfalls in den Neubau integriert wurden Werkstätten für Mechanik, Elektrotechnik und Elektronik sowie ein kleines Gewächshaus.

Wissenschaft als Kunst am Bau

Beim Wettbewerb für den Beitrag zur „Kunst am Bau“ setzte sich Brigitte Kowanz mit ihrer Installation „WHY HOW WHAT WHEN WHERE“ durch. Die an den Wänden der Verbindungsflure angebrachten großflächigen Kreise spiegeln den Kreislauf des Erkennens wider, der mit den Fragen „Warum, Wie, Was, Wann und Wo“ beginnt. Diese Fragewörter sind in den Kreisen in Form von Morsezeichen versteckt. Die Künstlerin setzt so die Wandkunst in Analogie zu den Molekülen, die ebenso wie Morsezeichen in ihrem Aufbau verschlüsselte Informationen in sich tragen.

Ein weiteres Kunstwerk steht auf der Außenfläche des Instituts. Am westlichen Ende des Hauptgebäudes befindet sich ein von Ulrich Schreiber als Skulptur hergerichteter ehemaliger Teilchenbeschleuniger. Er wurde in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts im Rahmen der Forschungsarbeiten eingesetzt. Mit seiner Hilfe erzeugten die Wissenschaftler damals hohe Spannungen zur Herstellung radioaktiver Präparate. Es handelte sich um eine Forschungsrichtung, die später in die Institute der Kernchemie und Kernphysik der Johannes Gutenberg-Universität einfloss.

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