Mit Hochdruck zur Supraleitung: Auszeichnung für Max-Planck-Wissenschaftler und neue Erkenntnisse

Mikhail Eremets vom MPI für Chemie wird für seine Leistungen in der Hochdruckforschung mit dem Bridgman Award geehrt und zeigt Erfolge bei der Erzeugung von metallischem Wasserstoff.

6. September 2017

Der Mainzer Physiker Mikhail I. Eremets wurde im Rahmen der 26. Konferenz der Internationalen Vereinigung zur Förderung der Hochdruckwissenschaft und -technologie (AIRAPT) mit dem Bridgman Award ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises, einer der angesehensten in den Hochdruckwissenschaften, fand Mitte August in der chinesischen Hauptstadt Peking statt. Eremets erhielt den Preis für seine hervorragenden Arbeiten und technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Hochdruckforschung.

Seit 2001 forscht Mikhail Eremets am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Er leitet die Gruppe „Hochdruck-Chemie und Physik“, die Materie unter extrem hohem Druck untersucht. Im Sommer 2015 veröffentlichte er eine wissenschaftliche Publikation im Magazin Nature, in dem er beschreibt, wie Schwefelwasserstoff bei minus 70 Grad Celsius und einem Druck von 1,5 Millionen Bar widerstandslos Strom leitet. Damit stellte der Mainzer Forscher mit seinem Team nicht nur einen Rekord für die Supraleitung auf, sondern weist auch einen neuen Weg, wie Strom möglicherweise bei Raumtemperatur verlustfrei transportieren werden kann.

Mikhail Eremets arbeitet derzeit an dem wichtigen Thema metallischer Wasserstoff. Erst kürzlich veröffentlichte er eine Publikation (arXiv:1708.05217), in der er zeigte, dass sein Team den metallischen Zustand von Wasserstoff bereits erreicht haben könnte. In den Experimenten geht Wasserstoff allerdings nicht abrupt in den atomaren metallischen Zustand über, wie es vor mehr als 80 Jahren vorhergesagt wurde. Er verbleibt bei der Erhöhung des Drucks vielmehr in molekularer Form und verwandelt sich erst allmählich über einen halbmetallischen Zustand zum Metall. Das nächste Ziel des Teams von Mikhail Eremets ist es, Drücke über fünf Millionen Bar zu erreichen, bei denen metallischer Wasserstoff zum Hochtemperatur-Supraleiter werden soll.

Zur Person
Michail Iwanowitsch Eremets wurde 1949 in der Region um Pinsk in Weißrussland geboren. Er studierte Physik am Moskauer „Engineering Physics Institute“ und promovierte 1978 am Moskauer „Institute of General Physics oft he Russian Academy of Sciences“. Anschließend forschte er im Hochdruckphysik-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften in Troitsk, wo er schließlich als Direktor die Abteilung der Hochdruck-Physik leitete. Nach 1991 arbeitete er in den besten Hochdrucklaboratorien auf der ganzen Welt: in Frankreich (Universität Paris 6), Japan (NIMS und Osaka University), USA (Geophysical Laboratory), UK (Clarendon Laboratory) und andere. Ab 2001 bis heute ist Mikhail Eremets Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und leitet die Arbeitsgruppe „Hochdruckchemie und Physik“. Im Jahr 2010 erhielt er den mit 1,9 Millionen Euro dotierten „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrates für die Erforschung von leitfähigem und metallischem Wasserstoff. Ende 2015 verlieh ihm das Rome International Center for Materials Science of Superstripes (RICMASS) für seine grundlegenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Hochdruck-Chemie und die Entdeckung der Supraleitfähigkeit von Schwefelwasserstoff bei Rekordtemperaturen die Ugo Fano Medaille. Im Januar 2016 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig.

Zum Bridgman Award
Die Internationale Vereinigung zur Förderung der Hochdruckwissenschaft und -technologie  (AIRAPT) vergibt den Bridgman Award alle zwei Jahre an herausragende Forscher auf dem Gebiet der Hochdruckforschung. Benannt ist der Preis nach dem US-amerikanischen Physiker Percy Williams Bridgman. 1946 erhielt Bridgman den Nobelpreis für Physik für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Hochdruck-Physik. Er war einer der Gründer der modernen Hochdruckforschung.

Zur Redakteursansicht