Otto-Hahn-Medaille für Nachwuchsforscherin vom Max-Planck-Institut für Chemie
Dr. Anna Theresa Kunert erhält für ihre herausragende Doktorarbeit über Protein-Interaktionen im Zusammenhang mit biologischer Eisbildung, Allergien und Entzündungen die Otto-Hahn-Medaille. Die Auszeichnung wurde auf der digitalen Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft am 23.6.2021 verliehen
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Chemie (MPIC) erzielte die 31-jährige Chemikerin grundlegend neue Erkenntnisse über die molekularen Wechselwirkungen, Eigenschaften und Effekte von nativen und chemisch modifizierten Proteinen, welche die Bildung von Eiskristallen, allergische Reaktionen oder entzündliche Immunantworten auslösen können. Die erforschten Wechselwirkungen der Proteine sind von besonderer Bedeutung für Klima und Gesundheit und zählen zu den zentralen Fragen und Herausforderungen der aktuellen atmosphärischen und biomedizinischen Forschung.
„Herausragendes Merkmal von Anna Theresa Kunerts Dissertation ist der stark interdisziplinäre Charakter ihrer Arbeit. Sie hat eng mit biomedizinischen, chemischen und physikalischen Forschenden der beiden Max-Planck-Institute für Chemie und Polymerforschung, der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sowie internationalen Partnerinstitutionen zusammengearbeitet“, erläutert Ulrich Pöschl, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie.
Zu den wichtigsten Resultaten Anna Theresa Kunerts Doktorarbeit gehören zum einen die Entwicklung einer neuartigen und leistungsfähigen Methode zur Bestimmung der Aktivität biologischer Eiskeime. Biologische Eiskeime sind beispielsweise Bakterien, an denen Wasser zu Eis kristallisiert. Zum anderen hat sie chemische und immunologische Reaktionen von Proteinen, die bei Allergien und entzündlichen Erkrankungen eine zentrale Rolle spielen, aufgeklärt.
Zur Charakterisierung der biologischen Eiskeime entwickelte Kunert das TINA-Instrument, was für „Twin-plate Ice Nucleation Assay“ steht. Mit Hilfe dieses vollautomatisierten Hochdurchsatz-Tropfengefriergeräts untersuchte sie bakterielle, pilzliche und chemisch modifizierte Eiskeime sowie Luftstaub. Im zweiten Teil ihrer Arbeit erforschte sie die Wechselwirkungen von Proteinen mit reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies (z.B. Ozon, Stickstoffdioxid). Dabei schaute sie sich an, wie die Proteine verändert wurden und welchen Einfluss sie dann auf die menschliche Gesundheit haben könnten.
Mit ihrer Forschung zielt die Nachwuchswissenschaftlerin darauf ab, das Verständnis der Proteinwechselwirkungen und ihrer Auswirkungen zu verbessern. Damit will sie die Folgen des stark zunehmenden menschlichen Einflusses auf Luftqualität, Klima und Gesundheit abschätzen können. „Die vom Menschen verursachten Veränderungen der Umwelt, insbesondere die Verschlechterung der Luftqualität, sind bedrohende Faktoren, die bereits jetzt weitreichende Folgen für Klima und Gesundheit haben“, sagt Kunert. „Um diese Entwicklung einzudämmen und zukünftigen Generationen eine gesündere Umwelt zu hinterlassen, ist Grundlagenforschung zum besseren Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen und Auswirkungen von modifizierten Proteinen auf Klima und Gesundheit einfach unabdingbar.“ Anna Theresa Kunert wird ihre Forschung als Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz fortsetzen.
Über die Otto-Hahn-Medaille
Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben, mit der "Otto-Hahn-Medaille" aus. Diese ist mit einem Anerkennungsbetrag von 7.500 Euro verbunden. Durch die Preisverleihung sollen besonders begabte Nachwuchswissenschaftler zu einer späteren Hochschul- bzw. Forscherkarriere motiviert werden. Die Auszeichnung wird jeweils während der Hauptversammlung im folgenden Jahr verliehen.