Yafang Cheng ist neue Direktorin am Max-Planck-Institut für Chemie
Die international führende Aerosolforscherin wurde zum Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft ernannt und baut ab September 2024 eine neue Abteilung für Aerosolchemie am Max-Planck-Institut für Chemie auf.
Professor Cheng erforscht die grundlegenden Mechanismen atmosphärischer Aerosolprozesse und deren Auswirkungen auf Luftqualität und Klima. Ihr Ziel ist die quantitative Vorhersage von Aerosoleffekten im Erdsystem sowie die Weiterentwicklung physikalisch-chemischer Theorien zu den Eigenschaften und Wechselwirkungen von Nanopartikeln.
Integrativer Forschungsansatz
Der wissenschaftliche Ansatz Yafang Chengs integriert Feldbeobachtungen, Instrumentenentwicklung und Laborexperimente mit numerischen Simulationen und maschinellem Lernen, um Schlüsselfragen zu identifizieren, Hypothesen zu testen, und das theoretische Verständnis voranzutreiben. Dieser Ansatz erweitert und stärkt den Erdsystemchemie-Schwerpunkte und nutzt die verfügbaren Forschungsplattformen und Ressourcen des Max-Planck-Instituts für Chemie. Dazu zählen unter anderem das Forschungsflugzeug HALO, Hightech-Werkstätten und Laboratorien sowie Hochleistungsrechenanlagen.
„Ich fühle mich zutiefst geehrt durch die Ernennung zum wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und zur Direktorin am Max-Planck-Institut für Chemie, die weltweit renommiert sind für ihre wichtige Rolle in der Entwicklung der Chemie, Physik und Erdsystemwissenschaften, ihre Exzellenz in der Forschung und ihr unerschütterliches Eintreten für wissenschaftliche Freiheit“, betont Yafang Cheng. „Ich freue mich darauf, die Wissenschaft in Zusammenarbeit mit den exzellenten Kolleginnen und Kollegen am Institut weiter voranzubringen.“
Wegweisende Forschung
In ihrer bisherigen Forschung hat Professor Cheng bereits maßgeblich zum Verständnis atmosphärischer Aerosole und ihrer Auswirkungen auf Luftqualität und Klima beigetragen. Sie entdeckte die große Bedeutung von aerosolgebundenem Wasser und reaktivem Stickstoff bei der Bildung von Feinstaub und entwickelte eine neue Puffertheorie, um die wichtigsten Einflussfaktoren für den Säuregehalt von Aerosolen zu entschlüsseln und zu quantifizieren. Zudem führte sie die Partikelgröße als neue Dimension in Phasendiagramme von Aerosol-Nanopartikeln ein und konnte zuvor unbekannte Wechselwirkungen von Ruß und Waldbränden mit der Entwicklung der planetaren Grenzschicht, der Wolkenbildung und der großräumigen Zirkulation aufklären.
Wissenschaftlicher Werdegang und Auszeichnungen
Nach ihrer Promotion in Umweltwissenschaften an der Peking University (PKU) in Peking, China, arbeitete Yafang Cheng als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig sowie an der University of Iowa in Iowa City, USA, sowie an der Peking University. Im Jahr 2012 kam sie als Gastwissenschaftlerin an das MPI für Chemie und wurde dann Leiterin der unabhängigen Minerva-Forschungsgruppe „Aerosols, Air Quality & Climate“ (https://www.mpic.de/3599133/Profile_Y_Cheng).
Yafang Chengs Ergebnisse und Ideen fanden breite Anerkennung und wurden mit international renommierten Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt. Darunter die Joanne Simpson Medal und der Atmospheric Sciences Ascent Award der American Geophysical Union (AGU), die Top 10 Science Breakthroughs of the Year 2021 in Physical Sciences der Falling Walls Foundation und der Schmauss-Preis der Deutschen Gesellschaft für Aerosolforschung. Sie ist außerdem gewähltes Mitglied der Academia Europaea, Fellow der AGU und der American Association of the Advancement of Science (AAAS) sowie Chefredakteurin der AGU-Flaggschiffzeitschrift „Journal of Geophysical Research (JGR): Atmospheres“.
„Wir sind sehr stolz und freuen uns, dass Yafang Cheng unserem Direktorium beitritt“, sagt der geschäftsführende Direktor des Instituts, Jos Lelieveld. „Yafang Cheng ist eine außergewöhnlich kreative Wissenschaftlerin mit einem breiten Interesse an der physikalisch-chemischen Aerosolforschung und einem bemerkenswerten Talent, grundlegende wissenschaftliche Fragen von großer gesellschaftlicher Bedeutung zu identifizieren, anzugehen und zu lösen. Ich bin überzeugt, dass sie die zukünftige Entwicklung der Aerosolforschung und der Chemie des Erdsystems entscheidend prägen wird.“
Erste Direktorin am MPI für Chemie
Professor Cheng ist die erste Direktorin am MPI für Chemie und folgt als wissenschaftliches Mitglied Lise Meitner nach, der berühmten Physikerin und Mitentdeckerin der Kernspaltung, die vor 111 Jahren, im Jahr 1913, als erste Frau zum wissenschaftlichen Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft als Vorgängerorganisation der Max-Planck-Gesellschaft ernannt wurde. Zu den prominenten Forschern des Instituts gehören auch die Nobelpreisträger Richard Willstätter, Otto Hahn und Paul J. Crutzen (https://www.mpic.de/de/geschichte).