Der Rosengarten von Mainz

Ein Garten voller Düfte – wo könnten wir besser Düfte studieren als hier?
 

 

Im Stadtpark, unweit des Rheins, liegt der Rosengarten von Mainz – ein Ort, der seit über hundert Jahren blüht und duftet. Von Beginn an war er kein exklusiver Privatgarten, sondern ein Ort für alle Mainzerinnen und Mainzer: ein öffentlicher Raum, der Schönheit, Duft und Handwerk miteinander verbindet.
Hier wachsen über zweihundert Sorten: historische Klassiker, zarte Neuzüchtungen und Rosen, die eigens nach Mainz benannt wurden.


Der Rosengarten als chemisches Labor

Wir wollten verstehen, was Rosenduft so besonders macht: Rosen riechen nicht einfach „nach Rose“ – ihr Aroma entsteht aus einer komplexen Mischung flüchtiger Moleküle, die gemeinsam eine unverwechselbare Stimmung erzeugen. Jede Rose erzählt eine eigene chemische Geschichte. Im Labor können wir diese Geschichten sichtbar machen. Damit entsteht nach und nach ein chemisches Porträt des Rosengartens, das wächst, sobald neue Sorten blühen und neue Daten hinzukommen.

Bild vom Rosengarten mit unseren Probenahmen

Bildunterschrift: Ein Garten für alle Mainzer:innen. Zwischen Stadtduft und Rheinluft wird der Garten selbst zum kleinen Labor der Sinne: Indem wir die chemischen Fingerabdrücke der Rosen sichtbar machen, dokumentieren wir nicht nur Moleküle, sondern ein Stück Mainzer Kulturgeschichte, die wir riechen können.

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Die Mainzer Rosen – unsere lokalen Protagonisten

Mainzer Fastnacht
Eine bläulich-violette Rose – verspielt und voller Kontraste. In ähnlichen Rosen wurden häufig Ionon-Verbindungen gefunden – Moleküle, die für die typische Veilchennote verantwortlich sind. Wir sind noch auf der Suche nach einem blühenden Exemplar für unsere eigene Messung.

Goldenes Mainz
Die gelb blühende Sorte erinnert an sonnige Tage und warme Luft. Wir erwarten hier höhere Anteile an Iononen und Damascenon – Moleküle, die Fruchtigkeit und Tiefe verleihen. Wir sind noch auf der Suche nach einem blühenden Exemplar für unsere eigene Messung.


Historische Sorten im Park

Daneben finden sich Duftklassiker Sorten, die zeigen, dass Rosenduft keine Konstante ist, sondern eine Evolution der Chemie der Pflanzen. Von intensiven, würzigen Noten bis zu hellen, fast zitronigen Facetten reicht die Vielfalt.

Candela
Zwischen den Beeten des Rosengartens zieht sie sofort den Blick auf sich. Ihre hellgelben Blüten leuchten warm im Licht, und ihr Duft ist ebenso klar wie ihr Erscheinungsbild – frisch, unaufdringlich und hell. Sie ist bekannt für ihre Robustheit - eine Rose, die bleibt, wenn andere schon verblüht sind.

Die Candela ist eine „helle Rose“ mit klarer, zitrus-grüner Kopfnote und elegant-floraler Mitte, ohne die Schwere von typischen Damascena- oder Teehybriden. Schnuppert gerne durch die detaillierte Zusammensetzung (Link zur Candela).


Dem Duft auf der Spur

Beim Spaziergang durch den Rosengarten verändert sich der Duft mit jedem Schritt und es wird erlebbar, was wir im Labor messen:
eine sich wandelnde Mischung aus hunderten Molekülen – Geraniol, Citronellol, Phenylethanol, die in feinen Konzentrationen variieren.
Temperatur, Sonne, Sorte, sogar Uhrzeit – all das verändert das Verhältnis.
So ist jede Runde durch den Park ein neues Experiment.

Über unseren Beitrag Duft Incognita in der Flora Incognita-App lassen sich genau solche subjektiven Momente festhalten.

Jede Beobachtung – ob ein deutlicher Rosenduft, eine kaum wahrnehmbare Süße oder der Geruch feuchter Blätter – trägt dazu bei, ein gemeinsames Duftbild unserer Umgebung zu gestalten. So wächst Stück für Stück eine Karte der Düfte – und der Mainzer Rosengarten wird Teil davon.

 

Text: Alexandra Gutmann

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