
Duftprofil der gelben Rose „Candela“
Einblick in die chemische Duftsignatur
Zwischen den Beeten des Rosengartens fällt sie auf: die Gelbe Candela. Ihre hellen Blüten leuchten im Sonnenlicht – und ihr Duft ist ebenso klar und leicht. Wir haben ihn eingefangen und seine chemische Signatur untersucht. Die Gelbe Candela duftet, wie sie aussieht – hell, frisch und lebendig. Ihr Aroma trägt die Noten grüner Blätter und junger Blüten, eine leise, klare Variante des klassischen Rosendufts.
Gezüchtet wurde sie in Schleswig-Holstein (Rosen Tantau, eine traditionsreichen Rosenschule). Im Mainzer Rosengarten steht sie zentral, gleich neben dem Mainzer Rad. Von hier aus haben wir ihren Duft eingefangen und analysiert, um zu verstehen, was diesen hellen, leichten Charakter chemisch ausmacht.
Wir sammeln Duftproben direkt an den Blüten und zerlegen ihre Düfte in ihre chemischen Bausteine.(Foto Dom Jack)
Wie wir messen
Wir führen die Luft aus der Blütennähe über ein Sorptionsröhrchen, dabei werden Geruchsmoleküle in dem Röhrchen „festgehalten“. Dafür müssen wir die Blüte nicht pflücken. Zurück im Labor werden in der Gaschromatographie die Komponenten zeitlich getrennt – jeder Peak steht für ein Molekül. Die Massenspektrometrie liefert dann die charakteristischen Fingerabdrücke. Durch Vergleich mit Standards und Laborwissen entsteht das Duftprofil.
Chromatogramm der Candela. Jede Spitze steht für ein Molekül. (Messung und Bearbeitung von Eunyeong Jin)
Unsere Messungen zeigen viele Komponenten, die gemeinsam das Duftbild der gelben Candela prägen. Um die Vielfalt verständlich zu machen, lassen sich die Moleküle in drei Gruppen einteilen:
🌿 Grüne & frische Kopfnoten
Diese Moleküle bestimmen den ersten Eindruck – das, was wir wahrnehmen, wenn wir uns der Blüte nähern.
- Methyl acetate: spritzig, leicht fruchtig – typisch für junge Blüten, sehr flüchtig
- n-Hexyl acetate: grün, apfelfrisch - häufiger „grüner“ Duftstoff in Laub und Blüten
- 3-Hexen-1-ol acetate: grasig, frisch geschnitten - erzeugt das Gefühl von „Sommerluft“
- β-Myrcene: krautig, zitrusartig - verleiht Dynamik, kommt oft in Zitrus- und Kräuterölen vor
- Citral: intensiv zitronig, klar - häufig in gelben Blüten
- Sabinene: frisch-würzig, mit zitrusgrüner Energie - – verstärkt den dynamischen, „frisch-grünen“ ersten Eindruck
Diese Kopfnoten erklären, warum die Candela zunächst als hell und klar wahrgenommen wird. Sie wirken lebendig, frisch, leicht fruchtig.
🌸 Florale Herznoten
Sie tragen den eigentlichen „Rosencharakter“ und verleihen dem Duft Tiefe.
- Phenylethyl alcohol: klassisch rosig, honigwarm - Hauptkomponente vieler Rosendüfte
- Geranyl propionate: floral, leicht süß, elegant - bringt Weichheit und Wärme
- Linalyl iso-valerate: blumig mit fruchtiger Frische - Verbindung zwischen Kopf- und Herznoten
- Acetic acid, 2-phenylethyl ester: rosig-fruchtig, rundet den Duft ab - trägt zur harmonischen Gesamtnote bei
Diese Kombination ist typisch für helle, elegante Rosensorten. Der Duft wird dabei weicher, floraler und ausgewogener – das „Herzstück“ der Candela.
☀️ Warme Basis & Charakterverbindungen
Diese Verbindungen tragen zur Langlebigkeit und Tiefe des Duftes bei – sie bleiben, wenn die frischen Kopfnoten bereits verflogen sind.
- Nonanal: wachsartig, leicht süß - oft in Rosen und Orangenblüten; verlängert die Wahrnehmung
- 6-Methyl-5-hepten-2-one: fruchtig-blumig, leicht metallisch - vermittelt reife, sonnige Facette
Sie geben der Candela ihre „goldene“ Wärme – passend zum Namen.
Eine chemisch leichte Rose
👉 Chemisch betrachtet ist gelbe Candela also eine „helle Rose“ – mit klarer, zitrus-grüner Kopfnote und elegant-floraler Mitte. Die Gewichtung in den Acetaten (Methyl-, Hexyl-, Phenylethyl-) ist typisch für helle, leicht fruchtige Rosendüfte. Citral und Myrcen sind deutlich vertreten – sie kommen eher in Zitrusblüten vor. Das erklärt den „sonnigen“, fast zitrusartigen Eindruck. Im Vergleich zu typischen Damascena- oder Teehybriden fehlen schwerere Komponenten wie β-Damascenon oder Nerol – dadurch bleibt der Duft luftig und modern.
Ein Duft, der nicht überwältigt, sondern sich leicht über den Garten legt.
Text: Alexandra Gutmann

