Forscher besprechen Etablierung und Auswirkung des Anthropozän als neues geologisches Zeitalter

Die Arbeitsgruppe Anthropozän trifft sich am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz

5. September 2018

Menschen haben einen großen Einfluss auf die Erde. Industrialisierung, Landwirtschaft, Urbanisierung und die globale Erwärmung haben zu messbaren Veränderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre, Ozeane, Böden und Sedimentschichten geführt. Im Jahr 2000 schlug deswegen Nobelpreisträger Paul Crutzen, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie, einen neuen Begriff für diese Epoche vor, die durch menschliche Aktivitäten grundlegend verändert wurde - das Anthropozän.

Trotz der zunehmenden Verwendung des Begriffs in der wissenschaftlichen Literatur, wurde er bis zu einer Veröffentlichung im Jahr 2008 nicht als mögliches geologisches Zeitalter in Betracht gezogen. Die Publikation war Anlass für die Internationalen Kommission für Stratigrafie (ICS), den Hauptautor, Prof. Jan Zalasiewicz von der Universität Leicester, zu bitten, den Begriff in einer Arbeitsgruppe einzugrenzen. Eine Untergruppe der ICS beschäftigt sich mit der Klassifizierung der vergangenen 2,6 Millionen Jahre der Erdgeschichte.

Daher wurde 2009 die Arbeitsgruppe Anthropozän gegründet, die derzeit 35 Mitglieder hat. Unter ihnen sind Geologen, die die Klassifizierung von geologischen Schichten untersuchen, Erdsystemwissenschaftler, Ökologen, Archäologen, Meeres- und Bodenkundler, Historiker sowie ein Jurist. Frühere Treffen der Gruppe fanden in Berlin (2014), Cambridge (2015), Oslo (2016) und Mainz (2017) statt.

Das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz wird nun Gastgeber des nächsten Treffens sein. Zwischen dem 5. und 8. September werden sich die Arbeitsgruppen-Mitglieder und externe Experten über die wissenschaftlichen Grundlagen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Anthropozän austauschen. „Wir freuen uns, dieses Treffen wieder zu veranstalten, denn der Begriff Anthropozän wurde von Paul Crutzen geprägt und steht damit in engem Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Forschung unseres Instituts", sagt Prof. Ulrich Pöschl, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie.

Darüber hinaus werden sich die Forscher mit der formalen Definition des Anthropozän als geologische Zeiteinheit beschäftigen. „Wir werden das Thema „Global Boundary Stratotype Section and Point“ besprechen, jenem physischen Referenzpunkt im Erdsediment, der diese neue geologische Einheit markiert“, sagt Colin Waters, Honorarprofessor an der Universität Leicester und Schriftführer der Arbeitsgruppe.

Die Wissenschaftler hoffen auch, die Forschung auf Proben aus einer Vielzahl von Umgebungen zu erweitern, wie zum Beispiel Sedimente aus See- und Meeresböden sowie Bohrkerne aus dem Torfböden, Bäumen, Höhlen und Polareis. Darüber hinaus werden sie besprechen, welche wichtigen Umweltmarker für jede Umgebung untersucht werden müssen und wie solche Daten erfasst werden können. „Wir erwarten außerdem neue Ideen, wie man die Diskussion über das Thema Anthropozän auch in anderen Bereichen außerhalb der Naturwissenschaften einführen kann", fügt Prof. Zalasiewicz hinzu.

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