Die Umzüge

Station 3


Die Luftangriffe in der Nacht auf den 16. Februar 1944 zerstörten große Teile des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, darunter Otto Hahns Arbeitszimmer. Was übrig blieb, verlagerte man nach Tailfingen in Baden-Württemberg in Textilfabriken. Die Wahl fiel auf die vom Krieg verschonte Schwäbische Alb, da der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg bereits mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in die nahe gelegenen Orte Haigerloch und Hechingen umgesiedelt war.

In Tailfingen, heute ein Teil von Albstadt, wurde Otto Hahn im April 1945 durch die Amerikaner verhaftet. Sie wollten herausfinden, wie weit der Stand der deutschen Forschung in Richtung einer Atombombe war. Zusammen mit weiteren deutschen Atomforschern blieb er bis zum Januar 1946 in England interniert. Zurück kam Hahn anschließend nur wenige Male, da er 1946 nach Göttingen in die britische Besatzungszone entlassen worden war und Tailfingen in der französischen Zone lag; zudem wurde er 1948 zum Gründungsdirektor der Max-Planck-Gesellschaft berufen wurde.

Fritz Straßmann (1902-1980) leitete nach Hahns Weggang bis 1953 die radiochemische Abteilung, führte die in Berlin begonnenen und in Tailfingen fortgesetzten Arbeiten weiter und organisierte auch den Umzug nach Mainz.

Der Nachfolger als Leiter der physikalischen Abteilung Lise Meitners wurde Josef Mattauch. Unter seiner nominellen Leitung zog das Institut Ende der 1940er Jahre ein zweites Mal um. Als neu gegründetes Max-Planck-Institut für Chemie wurde das Institut auf Wunsch der französischen Besatzer 1949 auf dem Universitätsgelände in Mainz angesiedelt.



Verpackte Forschung

Exponate: Kiste KWI/Ch. 120; gefüllt mit Holzwolle und alten Messinstrumenten Hahns

Mit etwa 50 Mitarbeitern zog das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie im Frühjahr 1944 von Berlin-Dahlem nach Tailfingen um. Organisiert wurde der Umzug von Hans Götte, einem Mitarbeiter Otto Hahns. Mit Ausnahme der im Bau befindlichen Hochspannungsgeneratoren wurde das gesamte Inventar in Holzkisten verpackt und auf die Schwäbische Alb gebracht. Dort bezogen die Abteilungen Gebäudeteile dreier Textilfabriken. Das Reichsministerium Speer (auch Reichsministerium für Bewaffnung und Munition) hatte im Januar 1944 eine Summe von 30.000 Reichsmark für die notwendigen Verlagerungsumbauten bewilligt. Sowjetische Kriegsgefangene mussten beim Umzug helfen.

In Tailfingen ging die Forschung eingeschränkt weiter. Kriegsbedingt wurde die Zulieferung von Material knapp.

Fritz Straßmann begann bereits 1946 mit der Planung des Umzugs nach Mainz. Ein Jahr später wurde auch der Transport des Hochspannungsgenerators und weiterer Instrumente von Tailfingen nach Mainz gestartet, wo der Teilchenbeschleuniger unter der Leitung von Fritz Straßmann und Arnold Flammersfeld ab 1949 in Betrieb ging.

Der eigentliche Umzug von Tailfingen nach Mainz fand aber erst im ersten Halbjahr 1949 statt.

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